» Bis ins frühe Mittelalter hielten sich in Mitteleuropa stabile Wolfsbestände. Die zunehmende Waldrodung und Weideviehhaltung führte zunächst zur Bestandszunahme des anpassungsfähigen Wolfes durch Bereitstellung leicht zugänglicher Beute. Auch wenn ein Wolfsangriff auf das wertvolle Vieh eine ernste Bedrohung für viele Bauern darstellte, war der Jagddruck zu dieser Zeit noch gering, da entsprechende Mittel fehlten und die Jagd Feudalherren vorbehalten blieb. Mit dem Beginn der offenen Viehhaltung und der Waldweide im ausgehenden Mittelalter, bei der das Vieh vollkommen ungeschützt in den Wald getrieben wurde, nahmen die Nutztierverluste zu. Die Einstellung der Bevölkerung wurde zunehmend von Angst geprägt. Eine organisierte Bekämpfung des Wolfes setzte infolge dessen ab dem 15. Jahrhundert ein. Im 16. und 17. Jahrhundert erreichte die Wolfsjagd ihren Höhepunkt. Mit groß angelegten Treibjagden und Prämien, die für getötete Wölfe - besonders für Jungtiere - gezahlt wurden, wurde der Wolfsbestand stark dezimiert und das einst zusammenhängende Vorkommensgebiet lückenhaft. Die dabei angewandten Jagdmethoden wie Fallen, Fanggruben und Giftködern, zielten direkt auf die Ausrottung des Raubtieres. «
In weiten Teilen des Landes ist der Hass auf Wölfe noch immer ausgeprägt. Mein Vater erzählte mir als Kind oft die grauenhaften Geschichten über diese Jagden. Doch in unserem Dorf sieht die Welt ganz anders aus. Mein Vater lehrte den Dorfbewohnern, dass man in Frieden mit diesen Tieren leben kann. Er hatte eine besondere Beziehung zu den Wölfen. Eines Tages, als er im Wald war, traf er auf einem einsamen Wolf. Es schien unglaublich, doch das Tier schien jedes Wort zu verstehen, welches mein Vater sprach. Und noch viel mehr. Der Rüde war in der Lage, zu antworten. Ihr habt ganz richtig gehört. Der Wolf konnte sprechen. Zwischen ihm und meinem Vater entstand eine besondere Freundschaft. Eine Art Bindung. Sie wichen sich kaum von der Seite und der Wolf schien immer zu wissen, wann mein Vater in Gefahr war. Seitdem lebt unser Dorf in Freundschaft mit diesen Tieren. Und auch heute bestehen einige seltene Bindungen zwischen Mensch und Wolf. Doch ich werde das Gefühl nicht los, dass es im Dorf jemanden gibt, der noch immer einen Hass gegen die Wölfe hegt…